'KlimaLautern' – Gründung einer neuen Umweltbewegung?

Eine Gruppe namens 'KlimaLautern' hatte am 18. 11. zu einem 'Offenen Kick-Off' ins Theodor-Zink-Museum eingeladen. Rund 70 Menschen waren der Einladung gefolgt, darunter auch die Leiterin des Referates Umweltschutz der Stadt Bettina Dech-Pschorn und die Fraktionsvorsitzenden der grünen Stadtratsfraktion Lea Siegfried und Tobias Wiesemann.

18.11.22 –

Eine Gruppe namens 'KlimaLautern' hatte am 18. 11. zu einem 'Offenen Kick-Off' ins Theodor-Zink-Museum eingeladen. Rund 70 Menschen waren der Einladung gefolgt, darunter auch die Leiterin des Referates Umweltschutz der Stadt Bettina Dech-Pschorn und die Fraktionsvorsitzenden der grünen Stadtratsfraktion Lea Siegfried und Tobias Wiesemann.

Zunächst hielt Dr. Astrid Kleber vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen RLP einen einleitenden Vortrag, der einerseits noch einmal verdeutlichte, wie weit der Klimawandel in Rheinlad-Pfalz schon vorangeschritten ist: Während auf der Klimakonferenz COP27 noch darum gerungen wird, wie die Welt auf einen '1,5°-Pfad' geführt werden kann, ist es bei uns längst durchschnittlich 1,8° wärmer als in vorindustrieller Zeit. Welche negativen Auswirkungen dies hat, wurde auch noch einmal beleuchtet.

Frau Dr. Kleber betonte auch, dass die Erwärmung bis mindestens 2050 weiter voranschreiten werde. Dies sei die unvermeidliche Folge des CO2, das sich bereits in der Atmosphäre befinde. Daher müsse eine Stadt wie Lautern natürlich ihr Klimaanpassungskonzept umsetzen, um die Auswirkungen der Erwärmung für die Lautrer möglichst abzufedern.
Noch wichtiger sei aber, alles zu tun, um auch lokal den CO2-Ausstoß möglichst rasch zu reduzieren. Es sei eben nicht egal, ob sich die Welt um 1,7° oder 1,9° erwärme: Jedes Zehntelgrad mehr mache die Auswirkungen dramatischer.

Der letzte Gedanke war die ideale Überteilung zur Vorstellung von 'KlimaLautern': Zentrales Anliegen der Gruppe ist, Kaiserslautern bis 2035 'klimaneutral' zu machen. Sie ist Teil des deutschlandweiten Netzwerks 'German Zero', das ganz Deutschland bis 2035 klimaneutral machen will, aber eben durch die Aktivität vieler lokaler Gruppen, die ihre jeweilige Gemeinde auf das Ziel verpflichten.

Es entstand dann eine breite Diskussion, die auch zeigte, dass manche Bürger, die sich heute für das Thema interessieren, gar nicht so genau wissen, was der Sachstand in unserer Stadt ist. Dass der Stadtrat beispielsweise schon 2017 einen 'Masterplan Klimaschutz' beschlossen hat, der auf lockeren 196 Seiten beschreibt, wie Lautern bis 2050 klimaneutral werden soll. Der Plan lässt sich auf den Internetseiten der Stadtverwaltung leicht nachlesen. Ganz neu ist hingegen ein Gutachten, das beschreibt, wie dies schon bis 2040 geschehen könne. Es liegt dem Stadtrat noch nicht schriftlich vor.
Immerhin: Wenn Wissenschaftler belegen, dass das Ziel bis 2040 erreicht werden kann, ist 2035 auch keine völlig utopische Idee!

Die Frage kam auf, wie, wie oft und wie detailliert denn die Umsetzung des Masterplans kontrolliert werde: Tobias Wiesemann berichtete, dass dem Stadtrat jährlich 'Umsetzungsberichte' vorgelegt würden und in größeren Abständen auch 'Statusberichte'. Auch diese ließen sich im Internet einsehen. Seine Kollegin Lea Siegfried ergänzte, aus ihrer Sicht fehle es nicht an Daten, sondern an der Bereitschaft, die Daten ernst zu nehmen: "Die Berichte zeigen, dass wir weit hinter den Zielwerten zurückliegen. Da will ich mich nicht darüber streiten, um wie viel Prozent ganz exakt. Ich will, dass wir es ändern!"

Die bislang noch recht kleine Gruppe von 'KlimaLautern' war mit dem Kick-Off zufrieden. Für sie ist nun spannend, wie viele der Anwesenden tatsächlich bereit sind, mitzuarbeiten. Die recht hohe Zahl der Interessenten zeigt zumindest, dass es in Lautern noch einige Bürger:innen gibt, die an dem Thema arbeiten wollen, aber noch nach einer passenden Organisationsform suchen.

Wie sieht ein Stadtrat eine solche Initiative?
Tobias Wiesemann sagt:
"Ich bin sehr froh, dass 'KlimaLautern' diese Veranstaltung organisiert hat. Jeder Organisation, die die Hemmschwelle senkt, sich bei diesem Thema selbst zu engagieren, stehe ich absolut positiv gegenüber. Sie bereichert die Stadtlandschaft, denn es kann nicht oft genug gesagt werden, dass wir mit der Klimafrage unsere absolut wichtigste Aufgabe in der Politik haben, weltweit sogar.
Diese Aufgabe müssen wir runterbrechen auf unsere Stadt, damit wir auch in unserer Stadt die Klimaziele erreichen, so wie überall auf der Welt auch. Das ist unsere Verantwortung vor Ort und jeder Schritt in diese Richtung ist ein richtiger Schritt!

Momentan ist der Klimaschutz in der politischen Abwägung immer noch zu weit hinten angesiedelt. Das kann man auch verstehen, weil andere Probleme den Menschen oft drängender sind: Wo kann ich mir morgen das Wohnen noch leisten, wie kann ich meine Rechnungen bezahlen? Ich verstehe gut, dass das für Menschen die unmittelbar relevanten Themen sind. Aber die hängen eben auch mit der Klimaproblematik zusammen und wenn wir die nicht gemeinsam auf der Welt lösen, kommen wir mit den anderen Problemen wie 'bezahlbarer Wohnraum' vor Ort auch nicht nachhaltig voran."

Die Zusammenarbeit zwischen einer Stadtratsfraktion und einer Bürgerinitiative sei nicht einfach, weil 'die Politik' immer zwischen allen Belangen abwägen müsse, die für die Bürger:innen und die Stadtentwicklung wichtig seien. Natürlich brauche eine Stadt wie Lautern auch neue Arbeitsplätze, die auch von Unternehmen geschaffen würden, die sich neu ansiedeln wollten.

"Aber wie überall auf der Welt müssen wir jetzt in Kaiserslautern dafür sorgen, dass wir Arbeitsplätze schaffen, die den Klimaschutz mitdenken, weil sie andernfalls ohnehin nicht nachhaltig sind. Nur so haben wir eine Zukunft. Das müssen wir ganz offensiv betonen.
Und je mehr das betont wird, von mir, von den Grünen, von den Fridays, dem NABU oder eben auch von 'KlimaLautern' und vielen unorganisierten Bürger:innen, desto eher kommt es auch bei Stadträten an, die andere politische Präferenzen haben, aber nun merken, dass sich ohne vernünftige Klimapolitik auch ihre Anliegen nicht verwirklichen lassen."

Mehr Info:

https://klimalautern.de/

https://www.klimafakten.de/

https://www.kaiserslautern.de/sozial_leben_wohnen/umwelt/klimaschutz/konzepte/masterplan/index.html.de

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